· 

Sketchnotes und UX

Sorgen Sketchnotes für eine bessere User-Experience?

Lesezeit: ca. 5-10 Minuten =
  

Sketchnotes in der User-Experience

"Ich sketchnote jetzt" - Seit geraumer Zeit habe ich angefangen Sketchnotes anzufertigen. Ursprünglich wollte ich damit lediglich meine Zeichenqualitäten verbessern und meine visuelle Vorstellungskraft stärken. Doch was als Übung angefangen hat, entwickelte sich schnell als neues Interesse, bei dem ich noch viel mehr lernen konnte als nur das Zeichnen. In diesem Zusammenhang kam bei mir auch die Frage auf, ob Sketchnotes zu einer besseren User-Experience beitragen? Sorgen Sketchnotes für ein positives Nutzererlebnis und wenn ja, wie machen sie das? Diesen Fragen bin ich in diesem Blogartikel näher auf den Grund gegangen. Was ich dabei herausgefunden habe, erfährst du im Folgenden.

 

 

Was sind Sketchnotes?

Sketchnotes sind eine Kombination aus Sketches (engl. Skizzen) und Notes (engl. Notizen) und damit mehr oder wengier visuelle Notizen. Sie verbinden ähnlich wie Infografiken Bilder und Text, wodurch sich Informationen besser darstellen und einprägen lassen.

 


Vorteile von Sketchnotes

Die allgemeinen Vorteile von Sketchnotes liegen klar auf der Hand. Mit der Anfertigung einer Sketchnote kannst du Inhalte besser verstehen und schneller erfassen. Darüber hinaus wird beim Sketchnoting deine Kreativität gefördert. Außerdem bleiben Informationen, die durch Sketchnotes übermittelt werden, besser in Erinnerung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit Hilfe der Text-Bild-Kombination eine doppelte Codierung stattfindet. Zusätzlich wird nach dem sogenannten Bildüberlegenheitseffekt die Erinnerung diverser Inhalte dank der Kombination Text + passende Bilder über 50 % gesteigert. Ich will dich an dieser Stelle jedoch nicht allzu sehr mit den allgemeinen Vorteile von Sketchnoting nernven. Mehr Informationen zum Thema findest du unter anderem hier:  https://sketchnoting.net/

 

 

Sind Sketchnotes gut für die UX?
"Gehversuche" - Meine ersten Sketchnotes

Schnell erfassbar und sympathisch?

Sind Sketchnotes nun wirklich gut für die User-Experience? Dieser Frage habe ich mich von unterschiedlichen Seiten aus angenähert. Zunächst einmal bin ich der Wirkung der Text-Bild-Kombination auf den Grund gegangen. Dafür habe ich mir die Vorteile von Infografiken für die User-Experience angesehen. Ähnlich wie Sketchnotes kombinieren Sie Texte und Bilder und bereiten Daten visuell auf. Der Nutzer kann ein komplexes Thema schnell erfassen und Informationen effektiv verarbeiten. Vor allem unser Leseverhalten im Netz und die geringe Aufmerksamkeitsspanne der Leser zeigen, dass wir diese effektive Art der Verarbeitung willkommen heißen. Darüber hinaus erhöhen Bilder auf einer Website das Engagement der User, lockern die Gestaltung auf und verhindern Textwüsten. Zudem können Grafiken einen emotinoalen Ankerpunkt setzen und die Wirkung des Textes verstärken.

 

Neben der visuellen Vorteile spielt bei Sketchnotes meiner Meinung nach noch der Faktor Sympathie eine entscheidende Rolle. Sympathie ist laut Robert Beno Cialdini eines der sechs Prinzipen der Überzeugung. Menschen oder in diesem Fall Webseiten, die wir als sympathisch empfinden, können uns leichter überzeugen und auch das Vertrauen steigt mit zunehmender Sympathie (das Prinzip "Liking Bias"). Doch wecken Sketchnotes wirklich die Sympathie der Nutzer?

 

Wirkt eine Website mit Sketchnotes sympatisch?

Wie kommt es, dass wir jemanden oder eine Webseite sympathisch finden? In einem spannenden Artikel im Usabilityblog der UX-Agentur eresult kann man nachlesen, dass Sympathie insbesondere durch folgende Mechanismen entsteht:

  • Attraktivität
  • Ähnlichkeit
  • Wertschätzung und Verständnis

Kurz zusammengefasst: Wir empfinden Webseiten als sympatischer, wenn diese für uns attraktiv sind, Ähnlichkeit zu uns selbst aufweisen und unsere Bedürfnisse wecken. Doch was bedeutet das für Sketchnotes und deren Vorteile für die User-Experience? Erhöhen Sketchnotes die Sympathie-Werte einer Webseite? Für diese Frage bin ich die obigen Punkte nacheinander durchgegangen.

 

  • Sind Sketchnotes attraktiv?

Das kommt sicherlich darauf an wie sie gestaltet sind und auch unser individuelles Empfinden für Attraktivität spielt dabei eine entscheidende Rolle. Nicht jeder würde Sketchnotes auf den ersten Blick als attraktiv oder als schön anzusehen einstufen. Auch im oben erfwähnten Artikel aus dem Usability-Blog steht, dass man für eine "attraktive" Website die Emotionen und Werte der jeweiligen Zielgruppe berücksichtigen sollte. Sprich: Nicht für jede Zielgruppe oder Branche ist der Einsatz von Sketchnotes angemessen und Sketchnotes sind nicht in jedem Fall "attraktiv".

 

  • Erkennen wir in Sketchnotes uns selbst wieder?

Auch auf diese Frage kann man wieder nur mit einem "Es kommst drauf an." antworten. Ob wir in Sketchnotes uns selbst erkennen, ist abhängig von jedem Einzelnen. Zwar empfinden wir Personen tendenziell als sympathischer, wenn diese in ihrem Auftreten oder Erscheinungsbild uns selbst ähneln. Auch eine Website nehmen wir dementsprechend als sympathischer wahr, wenn diese sich unserer Sprache oder unserem Bilder-/ Farbgeschmack bedient. Doch leider haben Sketchnotes nicht automatisch einen Sympathiebonus inne, da eben nicht jeder sich selbst darin wiedererkennt, nicht jeder auf diese Art zeichnet und nicht jeder diese Art von Grafik mag. 

 

  • Empfinden wir durch Sketchnotes Wertschätzung?

Nicht unbedingt. Ähnlich wie bei Personen fühlen wir bei Websites oder in diesem Falle Sketchnotes so etwas wie Wertschätzung, wenn diese unsere Bedürfnisse kennen und befriedigen. Wir fühlen uns verstanden und empfinden Anerkennung, was wir wiederum als persönliche Wertschätzung deuten. Das heißt, nur wenn Sketchnotes ein Thema aufgreifen, das unsere Bedürfnisse befriedigt, fühlen wir uns vermutlich durch diese wertgeschätzt.

 

Umfrage über die Sympathie von Sketchnotes

Zusätzlich zu der Auseinandersetzung mit den Sympathie-Werten von Sketchnotes habe ich für eine Woche über Twitter eine Umfrage geschaltet. Die Frage lautete: "Lassen Sketchnotes eine Webseite sympathischer wirken?" Das Ergebnis: Nicht jeder räumt den visuellen Notizen einen automatischen Sympathiebonus ein. Ähnlich wie bei den obigen Fragen, ist die Sympathie-Wertung von Sketchnotes für den Großteil der Teilnehmer abhängig vom jeweiligen Kontext. Oder anders ausgedrückt: Sketchnotes können sympathisch sein, wenn die Umgebung passt.

Hilft Sketchnoting UX-Designern?

Bei dem Thema Sketchnotes ist bei mir nicht nur dir Frage aufgekommen, ob diese positiv für die User-Experience sind. Im gleichen Atemzug ist mir in den Sinn gekommen, dass Sketchnoting auch für den UX-Designer selbst von Vorteil sein kann. Ich zumindest habe sowohl durch das Zeichnen meiner Artikel auf Papier als auch beim Illustrieren derer in einem Grafikprogramm neue Skills und Zeichentechniken gelernt. Und mit jeder neuen Sketchnotes werden es mehr. Diese kann ich dann eventuell im Beruf während Brainstormings oder der Anfertigung von Scribbles anwenden. Darüber hinaus fand ich es spannend und nützlich einen komplexen Content verständlich im A4-Format auf das Wesentliche herunterzubrechen.

 

Passend zum Thema habe ich auf der Adobe-XD-Seite ein  Interview gefunden, in welchem  Makayla Lewis, eine UX-Designerin aus London, über die Vorteile des Sketchnoting für UX-Designer berichtet. Lewis ist der Meinung, dass Sketchnotes gewisse Denkprozesse unterstützen kann und dabei hilft, anderen seine Gedanken besser zu präsentieren. Außerdem können die visuellen Notizen

  • Brainstorming-Runden bereichern
  • neue Konzepte visualisieren
  • User-Szenarien veranschaulichen
  • User-Interviews begleiten

Ich denke, die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und zeigen: Wenn Sketchnotes nicht zur Website und zur Zielgruppe passen, dann wenigstens zum kreativen Schaffensprozess.

 

Meine Learnings

Zu Beginn dieses Artikels habe ich gedacht: "Ja klar, Sketchnotes verbessern die User-Experience". Für mich haben die visuellen Notizen einfach etwas Sympatisches, obwohl ich im Nachhinein sagen muss, dass ich wahrscheinlich schlicht und ergreifend zu deren Zielgruppe gehöre ^^

 

Nach dem Artikel muss ich diese Meinung jedoch ein wenig korrigieren. Sketchnotes können die User-Experience verbessern, aber nicht in jedem Fall. Je nach Kontext oder Zielgruppe ist eventuell eine Infografik die bessere Wahl, will man lediglich den Vorteil der Text-Bild-Kombination nutzen. Dennoch ist das Sketchnoting für den Designer selbst ein nützliches Tool, um Prozesse, Szenarien oder kreative Brainstormings zu unterstützen. Dementsprechend kann ich das Anfertigen der visuellen Notizen nur empfehlen, wenn nicht für die eigenen Nutzer, dann auf jeden Fall für sich selbst.

 

Fazit

Sketchnotes sind ein nützliches Werkzeug, um Daten und Prozesse einfacher sowie schneller zu erfassen. Für die User-Experience können Sie von Vorteil sein, vorausgesetzt sie passen zur Zielgruppe und sprechen deren Bedürfnisse an. Für den Designer selbst sind die visuellen Notizen in der Hinsicht hilfreich, dass sie die Kreativität fördern und den alltäglichen Arbeitsprozess bereichern.

 

Danke, dass du dir Zeit für meinen Artikel genommen hast. Hat dir der Artikel gefallen? Falls ja, würde ich mich freuen, wenn du ihn mit deinen Freunden auf Social-Media.